„Militante Veganerin“ ruft im Netz mit provokanten Videos zum Fleischverzicht auf (2024)

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Von: Julia Hawener

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„Militante Veganerin“ ruft im Netz mit provokanten Videos zum Fleischverzicht auf (1)

Unter dem Namen „die militante Veganerin“ setzt sich Raffaela Raab auf Social Media für mehr Tierrechte ein. Regelmäßig gehen ihre Videos auf TikTok viral – vor allem wegen ihrer polarisierenden Art.

Wien – „Lebst du schon vegan oder noch brutal?“ Unter anderem mit dieser Frage konfrontiert Raffaela Raab auf der Straße Passanten. Videos davon teilt die Österreicherin, die sich im Netz „militante Veganerin“ nennt, in den sozialen Medien. Mit provokanten Aktionen wirbt sie dort für mehr Tierrechte. Der User-Name sei dabei immer schon „ein Scherz“ gewesen, „da sowieso alle Veganer als militant, radikal oder extremistisch bezeichnet werden“, verrät die 26-Jährige gegenüber watson. Sie bewege sich stets auf legalem Boden. Ein Blick in die Kommentare ihrer Videos zeigt, dass sie nach der Meinung vieler ihrem Namen trotzdem alle Ehre macht.

Bereits vor einigen Monaten sind Videos der 26-Jährigen, vor allem auf TikTok, durch die Decke gegangen. Seitdem ist die „militante Veganerin“ vielen Usern im Netz ein Name. Mehr als 345.000 Follower (Stand: 22. Dezember) hat sie auf der Plattform. Ein Großteil ihres Contents besteht daraus, dass sie Leute auf der Straße versucht, vom Veganismus zu überzeugen. Dabei sagt sie immer schonungslos ihre Meinung. Fleisch aus dem Supermarkt bezeichnet sie als Leichenteile, Massentierhaltung nennt sie Konzentrationslager, aber auch Wörter wie „verrecken“ nutzt sie nicht selten. Und „solange du nicht vegan lebst, bist du ein Tierschänder“, wirft sie etwa einem jungen Mann in einem ihrer Videos vor.

„Militante Veganerin“ polarisiert im Netz mit ihrer Wortwahl: „Speziesismus ist gleich Rassismus“

Dabei sind auch Vegetarier ihrer Meinung nach nur „Heuchler“. Wem Tierrecht wirklich wichtig ist, der müsse vegan leben, findet sie. Dafür habe die Aktivistin auch eine einfache Erklärung: Wie menschliche Frauen, produzieren Kühe laut Raab nur dann Milch, wenn sie ein Kälbchen auf die Welt gebracht haben. Und damit eine Kuh ein Kind bekommt, „muss sie jedes Jahr durch Menschenhand penetriert werden“, erklärt sie in einem ihrer Videoclips. Für sie sei das ganz klar Vergewaltigung an Tieren.

Ihre Wortwahl polarisiert. Genauso wie das Motto, unter dem sie den Aktivismus betreibt: „Speziesismus ist gleich Rassismus – Lebt vegan, statt brutal!“. Speziesismus bezieht sich auf die Annahme, dass eine bestimmte Spezies – meist Menschen – allen anderen überlegen ist. Doch die moralische Denkweise von der Diskriminierung und Unterdrückung sei unabhängig vom Opfer, begründet sie ihren Slogan. Zudem gebe es keinen ethisch signifikanten Unterschied zwischen den menschlichen und nicht menschlichen Tieren, der es rechtfertigen würde, letztere ins Schlachthaus zu schicken, stellt die studierte Ärztin in ihren Videos klar.

User im Netz finden die „aufdringliche Art“ der TikTokerin „abschreckend“

Dass Veganismus sowohl den Tieren als auch der Umwelt zugutekommt – damit gehen viele User im Netz konform. An Raffaela Raabs Herangehensweise scheiden sich jedoch die Geister. So gibt es viele Nutzer auf TikTok, die toll finden, wie sich die Österreicherin für das Wohl der Tiere einsetzt. „Ich bewundere dich so sehr! Ich bin deinetwegen vegan, du bist mein Vorbild“, schreibt etwa eine Nutzerin. Einige wollen sogar selbst an ihren Aktionen teilnehmen. Ein weitaus größerer Teil aber – so wirkt es zumindest in den Kommentaren – kann mit ihrem provozierenden Auftreten nichts anfangen.

„Recht hat sie ja schon, aber ihre aufdringliche Art ist manchmal echt abschreckend“, schreibt ein TikTok-User. „Es gibt viele gute Gründe, vegan zu sein. Aber wenn ich so angemacht werde, will ich nur weglaufen“, stimmt ein anderer zu. Neben ihrer Ausdrucksweise kritisieren viele auch, dass sie in ihren Videos häufig junge Menschen und sogar Kinder anspricht, „die gar nicht richtig gegen ihre Ansichten argumentieren können“. Zudem würde sie ihr Gegenüber nicht aussprechen lassen. „Lass die Leute doch mal zu Wort kommen“, kommentiert zum Beispiel ein Nutzer.

Influencer denken, dass die „militante Veganerin“ mit ihrer Herangehensweise „nicht weit kommt“

Dass sie mit ihrer Herangehensweise nicht immer das erreicht, was sie möchte, vermuten auch einige bekannte Influencer, die selbst vegan leben. So ist etwa der YouTuber Simon auf seinem Channel ungespielt der Ansicht, dass man mit Konfrontation beim Thema Veganismus „nicht weit kommt“. Ähnlich sieht es der Social-Media-Star Jonas Ems: „Dadurch, dass sie so provokant und direkt ist, triggert sie viele Leute, die mit dieser Art nicht umgehen können“. Das Resultat, wie der Influencer erklärt, ist eine Trotz- beziehungsweise Abwehrreaktion. Diese äußere sich etwa in Kommentaren wie „darauf erstmal ein Döner“.

In einigen Fällen haben Personen, die sich von Raffaela Raabs Worten angegriffen gefühlt haben, aber auch Grenzen überschritten und sie körperlich auf öffentlicher Straße angegriffen. Und „diese Angriffe werden zunehmen“, ist sich Raab sicher, wie sie gegenüber watson sagt. Damit könne sie aber leben, es zeige schließlich, dass ihr Aktivismus „Emotionen heraufbeschwört“, ohne die alles „keinen Sinn“ mache. Auch die Tatsache, dass sie für ihre Mutter eine „Extremistin“ und „Sektenführerin“ ist, halte sie nicht auf. Denn sie verfolgt ein klares Ziel: „Ich hoffe, bis in fünf oder zehn Jahren gibt es die ersten Gesetze, was die Aufhebung des Objektstatus von Tieren betrifft“, so Raab.

„Ich fühlte mich wie eine Heuchlerin“ – Raffaela Raab lebt erst seit Ende 2020 vegan

Aufgewachsen ist die studierte Ärztin in Wien. In den veganen Lebensstil wurde sie jedoch nicht reingeboren. Erst mit 19 dachte sie laut einem Bericht von watson erstmals darüber nach, auf tierische Produkte zu verzichten. Zu 100 Prozent vegan und vor allem als Aktivistin lebt sie jedoch erst seit Dezember 2020. Auslöser sei ein Spiel mit Freunden gewesen, in dem sie sich damals für das Verbot von Tierprodukten aussprach, obwohl sie sich selbst nicht vollständig vegan ernährte. „Ich fühlte mich wie eine Heuchlerin“, erinnert sich Raab. Seitdem steht sie für das Recht aller Tiere auf den Straßen.

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